NICHT ALLEIN: Jede Familie ist anders

Liebe Sauerländerinnen und Sauerländer,
nach gut einem halben Jahr als Pfarrerin im Sauerland habe ich schon eine Ahnung davon bekommen, wie wichtig hier im Stadtteil Familienbande sind. Viele Menschen sind mit anderen nur ein paar Straßen weiter oder gar in der Nachbarwohnung im selben Haus verwandt. Manchmal nur weitläufig, aber der familiäre Zusammenhalt ist wichtig und wird gelebt. Manche sind mit ihren Großfamilien nach Deutschland gekommen z. B. aus der ehemaligen UdSSR. Und sie verbindet eine gemeinsame Geschichte und Sprache. In Trauergesprächen erfahre ich oft von den schweren Schicksalen, die Anlass gaben, die ehemalige Heimat zu verlassen. Und ich treffe Menschen wieder, die mir schon anderswo begegnet sind; nun als Tante, Schwester oder Sohn der Verstorbenen. Ich staune dann, wer alles zusammengehört und verwandtschaftlich miteinander verbunden ist. Auch in der Kita lerne ich Kinder, Enkel, Neffen oder Nichten von mir schon bekannten Menschen aus dem Sauerland kennen. Unabhängig davon, ob sie zur Erlösergemeinde gehören oder nicht. Wer sich so eingebunden weiß, erfährt: Ich bin nicht alleine. Ich gehöre zu einer größeren Gemeinschaft. Und das tut gut. Stärkt und gibt Halt.
Gleichzeitig erlebe ich aber auch, dass Menschen in unserem Stadtteil schon jahrzehntelang im gleichen Haus wohnen und sich nicht kennen. Manchmal noch nicht mal die Namen an den anderen Klingelschildern im selben Haus. Wenn dann die eigenen Verwandten und Bekannten sterben oder wegziehen, kann man sich schnell einsam und allein fühlen.
Das Kinder- und Beratungszentrum Sauerland (KBS) macht schon lange Angebote besonders für Kinder, Jugendliche und Familien, um mit anderen Menschen im Stadtteil in Kontakt zu kommen. Neuerdings auch für ältere Menschen ab 50 Jahren. Davon ist in dem Artikel über das DRIN-Projekt in dieser Sauerlandpost mehr zu lesen. Auch diese neuen Angebote wie das „Café Mittendrin 50+“ sollen dazu anregen, sich im Sauerland auch außerhalb der eigenen Familie und Kultur zu begegnen, kennen zu lernen und als größere Gemeinschaft zu erfahren. In einer Großfamilie gibt es ja immer viele Kernfamilien, die zwar sehr unterschiedlich sein können, aber doch alle miteinander vernetzt sind. Und es gibt auch immer einzelne z. B. Tanten oder Cousins in Großfamilien, die keinen eigenen Partner bzw. Partnerin oder Kinder haben. Aber auch sie gehören selbstverständlich dazu. Es wäre schön, wenn wir uns auch im Sauerland wie so eine Großfamilie mit vielen Kernfamilien und auch Einzelpersonen, die integriert werden, verstehen könnten. Dann können alle spüren: Ich bin nicht allein. Ich habe Nachbarn im Haus und Mitbewohnerinnen in der Straße und im ganzen Stadtteil. Ich bin ein Teil der Gemeinschaft.
Sie werden in der nächsten Zeit rote Banner, Plakate und Fahnen an den Gebäuden des KBS und der Erlösergemeinde entdecken, auf denen sich viele unterschiedliche Menschen an der Hand halten. Sie haben die Schriftzüge: „Jede Familie ist anders. Nicht allein.“ Ich hoffe, dass sich dadurch viele ermutigen lassen, mehr Kontakte zu anderen Menschen hier zu knüpfen. Wie sehr uns ein Miteinander in der Vielfalt bereichern kann, ist ja seit Jahren schon auf dem Stadtteilfest, beim Picknick der Kulturen und dem Sommer der Begegnungen erlebbar. Da wird sehr eindrücklich deutlich: wir sind nicht alleine. Wir sind ein Gemeinschaft. Wie ein große Familie. Ich freue mich, wenn wir alle hier im Sauerland diese Erfahrung noch öfters machen können: Im Haus, auf der Straße, im Laden, auf dem Marktplatz, im Park… Der beginnende Frühling, in dem ja immer Neues aufblüht, kann uns dabei bestimmt inspirieren.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihre Pfarrerin Katharina Wegner
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